Johannes Rediske wurde am 11. August 1926 in Berlin geboren, wuchs dort auf und verstarb ebenda am 22. Januar.1975. Er studierte Klavier, Orgel und Geige, war als Gitarrist Autodidakt. Kaum 18 Jahre alt wurde er zur Wehrmacht eingezogen. Seine Gitarre nahm er mit in den Krieg. Johannes lernte in russischer Kriegsgefangenschaft auch die Balalaika zu spielen. Wieder zurück verdiente er sich in Berlin sein erstes Geld mit der Musik in amerikanischen Offiziersclubs.
Johannes war zweimal verheiratet. Am 17. März 1949 heiratete er in München zusammen mit den beiden Musikerkollegen Noack und Spychalski als gegenseitige Trauzeugen. Diese Ehe scheiterte früh. 1950 lernte er in der 'Badewanne' seine zweite Frau Sabine kennen. Sie hatten zwei Töchter, Stefanie und Katharina. Beide Töchter sind mit Musik aufgewachsen. 'Steffi' Rediske, Johannes älteste Tochter, ist ausgebildete Musikpädagogin und Pianistin. Die jüngste Tochter Katharina hat Flöte und Konzertgitarre studiert, beruflich aber einen anderen Weg gewählt. Sabine und Johannes waren 25 Jahre bis zu Johannes' Tod 1975 verheiratet. Text:Hajo Weber
Das JOHANNES REDISKE QUINTETT Eine Story der Wirtschaftswunder-Jahre
Johannes Rediske war ein deutscher Jazzmusiker und studierte Klavier, Orgel und Geige. Als Gitarrist war er Autodidakt und spielte seit früher Jugend Gitarre. Seine Gitarre nahm er sogar mit in den Krieg. Nach Kriegsende 1945 war seine Böll-Gitarre etwas beschädigt, aber noch spielfähig. Ein Instrumentenbauer aus Neukölln machte sie wieder fit. Nach dem Krieg verdiente sich Johannes sein erstes Geld mit Musik in Berlin in amerikanischen Offiziersclubs.
1946 spielte Lothar Noack in der 'Kleinen Melodie' am Lausitzer Platz in Kreuzberg im Orchester Pesalla. Der pflegte die Angewohnheit, ein neues Arrangement mit dem Slogan anzukündigen "Und wieder ein Knaller von Pesalla". Army Sergeant George Hudak, einer der bekanntesten Sprecher des amerikanischen Soldatensenders AFN Berlin mit einer damals populären Musiksendung hörte in der 'Kleinen Melodie' einige Chorusse von Lothar Noack : "Komm zu uns, Musiker wie dich brauchen wir." Noack kam aber nicht aus seinem Vertrag bei Pesalla heraus. Da tauchte ganz einfach die US Military Police 'verhaftete' Noack vom Podest weg und verfrachtete ihn zu einer Party in den amerikanischen Offiziersclub in der Podbielskiallee, gegenüber des AFN-Funkhauses, das in einer beschlagnahmten Prominenten-Villa installiert war.
Dort spielten schon drei Musiker : Gitarrist Johannes Rediske, Pianospieler Theo Goldberg und Bassist 'Hanne' Gericke. Der in dem Handstreich der Militärpolizei 'gekaperte' Lothar Noack packte sein Tenorsaxophon aus und spielte einfach mit. Je länger sie miteinander spielten merkten sie, daß sie auf der gleichen musikalischen 'Wellenlänge' waren. Vor allem Rediske und Noack hatten von Anfang an einen guten Kontakt. Noack hatte wie Rediske Musik studiert.
Diese Vier, die sich in dieser Party-Nacht kennenlernten, wollten zusammenbleiben. Genau in dieser Besetzung, also ohne Schlagzeuger. Fast ein Jahr lang spielten sie in amerikanischen Clubs und in Live-Sendungen des AFN-Senders Berlin. Dann bekamen sie den Tip, nach Heidelberg zu gehen. Dort, bei dem Deutschen Hauptquartier der US Army vermuteten sie viel bessere Chancen als in Berlin.
Also ging es 1947 mit dem Interzonenzug nach Heidelberg. Sie spielten den Entertainment-Fachleuten der 'Special Services' vor und wurden auf Anhieb in die Gruppe 'A' eingestuft. Anfänglich erhielt jeder als Bezahlung eine Stange Ami-Zigaretten, die die Amerikaner auf dem Schwarzen Markt beschlagnahmt hatten, und die von den Rediskes dort gleich wieder verkauft wurden. Denn von so einer Stange konnte man damals schon einige Zeit leben.
Von Heidelberg ging es über Sonthofen nach München. Auch hier spielten sie in amerikanischen Clubs. Durch Noten, vor allem aber durch amerikanische Platten, die sie in den Clubs hörten, machten sie sich mit der aktuellen Musik-Szene in den USA vertraut. Und natürlich gaben sie ihrer Band auch einen englischen Namen: die 'Berlin Swing Stars'.
Pianist Theo Goldberg verließ in München das Quartett. Lothar Noack empfahl als Nachfolger Alex Spychalski, den er schon seit 1942 vom Berliner Arbeitsamt kannte. Die beiden Musikstudenten suchten dort Beschäftigungen als Musiker - Lothar Noack mit einer Ausnahmegenehmigung, damit er als 'noch Minderjähriger' überhaupt eine Tanzgaststätte besuchen durfte. Jedenfalls bekamen sie einen Vertrag im 'Odeon' in der Hasenheide, hatten dreimal in der Woche zu spielen und Lothar wurde nach 'Dienstschluß' spät in der Nacht von seinen Eltern vom Tanzlokal abgeholt. Inzwischen schreiben wir das Jahr 1949.
Am 17. März 1949 heirateten drei Berliner Paare gemeinsam in München, sie waren auch gegenseitig ihre Trauzeugen: die Noacks, die Rediskes und die Spychalskis.
Als Hochzeitsständchen spielten Swingmusiker aus anderen Münchner Bands vor dem Standesamt einen unvergesslichen C-Jam Blues.
Im August 1949 kamen die 'Berlin Swing Stars' wieder zurück nach Berlin. Sie meldeten sich an zu einer 'Jam-Session' in der 'Femina Bar', Nürnberger Straße, die vom Conferencier und Drummer und Joe Glaser angesagt wurde. Neben den 'Swing Stars' spielten bei dieser Session der Saxophonist Benny Reinhardt, der Pianist Paul Kuhn und der Schlagzeuger Freddy Brocksieper. Der Chef der 'Femina Bar', Franz Schubert, sprach den 'Rediskes' spontan eine Option aus, die von der Band sofort akzeptiert wurde. Aus den 'Berlin Swing Stars' wurde nun das 'Rediske-Quintett mit Joe Glaser am Schlagzeug'. Quellen: Wikipedia | Bear Family Records
JOHANNES REDISKE | Ein musikalisches Schwergewicht
Im Laufe der Zeit wurde Rediske zu einer Schlüsselfigur der deutschen, ganz besonders der Berliner Jazz Szene der 50er Jahre. Seine vom Cool Jazz beeinflusste Combo war ein geläufiger Name bei den Hörern des AFN und den Besuchern der legendären 'Badewanne' Berlin. Das Repertoir umfasste Titel aus Jazz- und Pop-Standards sowie deutschen Evergreens von Gerhard Winkler und Hans-Martin Majewski.
In 1948er Zeitungsanzeigen war eine bis dahin in der Stadt unbekannte Band aus dem Tanzpalast 'FEMINA' - später 'Badewanne' - angegeben, ein 'Rediske-Quartett' plus Conferencier Joe Glaser am Schlagzeug. Schon am Tag nach dem ersten Auftritt gab es erste begeisterte Zeitungsberichte über die Premiere und die Mundpropaganda verkündete mit der Schnelligkeit einer mitreißenden Lawine "Das mußt du dir anhören - Toll ! Musik, die dir einfach nicht mehr aus dem Kopf geht."
Das in 1948 gegründete Quartett mit Johannes Rediske Gitarre - Lothar Noack Klarinette, Flöte, Saxophon - Klavier zunächst Sönke Tuffner bis 1949, danach Alexander Spychalski - am Bass Manfred Behrendt, erweiterte er 1950 zum legendären Johannes-Rediske-Quintett erst mit Schlagzeuger Joe Glaser aus der 'Femina Bar'. Dann mit Georg Bremer und ab 1950 wieder mit Joe Glaser, Heinz Niemeyer ab 1955 und Hans Dieter Taubert ab 1958.
Nebenbei arbeitete Rediske auch als Solist bei den Orchestern Erwin Lehn und Kurt Edelhagen. Ab dem Ende der 1950er Jahre schrieb er auch Film- und Theatermusiken, etwa zu den Filmen ‘Begrenztes Wochenende‘, ‘Genosse Münchhausen‘ und ‘Der Mörder mit dem Seidenschal‘. Nur noch sporadisch trat er ab den 1960ern öffentlich auf. Er war ab 1951 an eigenen Plattenproduktionen, aber auch solchen mit Kurt Widmann oder als Begleiter von Wolfgang Neuss beteiligt.
1953 erhielt die Gruppe den Großen Deutschen Schallplattenpreis und den Preis Beste Jazzschallplatte 1952/53 für die Titel "I'll Remember April" und "Pick Yourself Up" .
Ab 1954 nahm das Quintett mehrfach am Deutschen Jazzfestival in Frankfurt am Main teil. 1956 trat er mit seinem Quintett als Stargast beim Presse-Ball im Kurhaus Bad Neuenahr auf. Zu einigen Hörspielen spielte das Quintett die musikalische Untermalung ein, wie 1956 unter der Leitung von Hans-Martin Majewski in dem Fünfteiler "Am grünen Strand der Spree“ von Regisseur Gert Westphal.
1964 ging die gemeinsame Zeit der 'Badewanne' zu Ende. Die Trennung hatte mehrere Gründe. Entscheidend aber war wohl, daß Johannes Rediske und die Musiker seines Quintetts Angebote bekamen, die sich zeitlich mit den festen Auftritten in der 'Badewanne' nicht mehr vereinbaren ließen. Und Johannes erhielt zahlreiche Kompositions-Aufträge für Bühnenmusiken. Er komponierte für die Staatlichen Bühnen Berlins, dem Schloßpark- und dem renommierten Schiller Theater. Dort trat er auch mit seinem Quintett auf. Er arbeitete für die populären Boulevardbühnen 'Komödie und Theater am Kurfürstendamm'. Ein besonderer Glanzpunkt war die von der Kritik sehr gerühmte Mitarbeit an der als sensationell angesehenen Faust II - Inszenierung im Schiller Theater.
Und es meldete sich der Film. Auch hier gab es Kompositionsauftrage, aber auch zahlreiche Engagements der ganzen Band für die unterhaltenden Musikfilme jener Jahre.
Auch Dieter Finnern vom Berliner Sender RBB, Regisseur & Autor sowie Hauptabteilungsleiter der Sparte Unterhaltung & Musik beim Fernsehen & Radio des SFB-Fernsehen holte die Rediskes für seine populären Unterhaltungssendungen.
Und immer wieder meldeten sich große Firmen und Organisationen, die das Johannes-Rediske-Quintett zu Galas überredeten. Rediske erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In den Jazz-Polls hielt er seinen Platz als Bester Deutscher Jazzgitarrist.
Quellen: Wikipedia | Bear Family Records
Die 'Preis-Titel' aus den Jahren 1952/53 Johannes Rediske - Gitarre | Alex Spychalski - Klavier | Lothar Noack - Saxophon | Joe Glaser - Drums | Manfred Behrendt - Bass
I'll Remember April
Pick Yourself Up
Die 'BADEWANNE' | Eine Erfolgsgeschichte
Am Sonnabend, dem 30. September 1950 begann die Erfolgsgeschichte einer Institution. Und zwar im Berliner Westen an der Nürnberger Straße 50/51. In der ehemaligen Kellerbar des aus den Vorkriegsjahren bekannten Tanzpalastes 'Femina' wurde ein Jazzlokal eröffnet: Die ‘Badewanne’. Jeden Montag fand dort eine Jam-Session statt und Mittwochs und Freitags: 'Prämierung der originellsten Tanzpaare'. Das Motto der ‘Badewanne’ lautete "Immer sauber bleiben".
Zwischen 1950 und 1964 trat das Johannes Rediske Quintett hier regelmäßig auf und galt als die meist beschäftigte Jazz-Gruppe Mitte der 1950er.
Hier popularisierte Rediske den George-Shearing-Sound trotz eklektischer Anleihen beim Cool Jazz und es war genau dieser Sound, der die Besucher der 'Badewanne' süchtig machte. Die Musiker auf dem kleinen Podium waren die Sensation Berlins. In wenigen Tagen entwickelte sich dieser Jazz- und Boogie-Woogie-Keller zu dem prominentesten Treffpunkt der Vier-Sektoren-Stadt. Insbesondere von Nordamerikanischen Gast-Solisten war der Jazzkeller stark nachgefragt. Auch namhafte Gäste der Stadt drängten sich die schmale Treppe hinunter, vorbei an denen, die auf einen freien Tisch warteten. Unten fanden sie einen total überfüllten Raum, der nichts mit den Erfrischungen einer Badewanne zu tun hatte. Die roten Geländer der winzigen Tanzfläche drohten immer wieder den rhythmischen Bewegungen der Tänzer nachzugeben.
Der Inhaber 'Bademeister' Franz Schubert konnte stets für Prominente in der vollen 'Badewanne' fix einen Tisch freibekommen. Mit großer Geste und einer gewissen Coolness, machte Schubert den berühmten Gästen, Schauspielern, stadtbekannten Politikern und vor allem weltbekannten Namen, die in Berlin gastierten, einen Platz frei. In Clubs wie der Badewanne drängten sich Gäste aus aller Welt. Unter ihnen auch Louis Armstrong, Ella Fitzgerald, Caterina Valente und Count Basie, um Rediske mit seinem Quintett live zu erleben. Nach 14 Jahren ging die gemeinsame Zeit der 'Badewanne' 1964 zu Ende.
Quellen: Wikipedia | Bear Family Records
Nach der 'Badewannen-Zeit' gastierten die Rediskes auch im legendären JAZZ-Keller des Cafe Hurlbrink Rheda. Grössen wie Paul Kuhn gaben sich dort ebenfalls die Ehre.